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GM Sämisch über das BDG

... Alfred Freidl bricht eine Lanze

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Er schreibt: "Wie der Name sagt, ist das Blackmar-Diemer-Gambit ein Gambit. Also ist es gänzlich überflüssig, untersuchen zu wollen, ob es korrekt ist oder nicht? Es kommt immer auf den 'Stil' oder 'Typ' des betreffenden Spielers an, ob er damit Erfolg hat oder nicht.
Aber immerhin ist es ein Verdienst von Diemer, eine praktisch schon vergessene Eröffnung neu belebt zu haben. Es wäre gewiß verdienstvoll, es fänden sich Gönner, welche für das Blackmar-Gambit Interesse aufbrächten und einen analytischen Wettkampf veranstalteten; aber diese Zeiten sind vorüber, und das Schachleben ist erstarrt in einer Art Routine-Betrieb." Hierzu der Autor dieser Zeilen:

Diese Zeiten sind nicht vorüber - im Gegenteil! Schon 1953 begannen nicht nur bei uns, sondern auch in Nord- und Südamerika sowie Australien, Südafrika und sogar in Neuseeland BDG-Turniere mit großer Beteiligung vieler Freunde dieses neu ins Leben gerufenen Blackmar-Diemer-Gambits. So erreichten uns Partien mit BDG aus aller Herren Länder: z.B. Southern Brazil Regional Tournament in Porto Alegro 1953, Championship in Sao Paulo City 1953, Dr. Tartakower siegt mit BDG im Herbstturnier des Cercle Caissa in Paris 1954, BDG-Tournament in Amsterdam 1958, BDG Opening Tournament in Dunedin (Neuseeland) 1958/59. Im selben Jahr startete Turnierdirektor Walter Schneider aus Kirschhausen (BRD), Chef aller BDG-Anhänger aus allen Kontinenten, das erste große BDG-Fernschachweltturnier mit 276 Nennungen aus 24 verschiedenen Ländern und Nationen, welches sieben Jahre dauerte. 2.220 BDG-Partien mit 42 Grundverteidigungen und Hauptvarianten wurden gespielt. Diese Zahl hat sich im Verlauf des Turniers auf 78 erhöht. 36 Verteidigungen und Hauptvarianten wurden bereits bei Vorlage der ersten 100 Partien mit 62 weißen, 35 schwarzen Siegen und nur mit drei Remisen festgestellt. In der Folge wurden weitere internationale BDG-Fernturniere wie folgt veranstaltet: World Correspondence Chess Championship in den USA 1959, BDG-Championship of South-Africa 1959, Goldenes Jubiläumsturnier des Bosco 1961, City-BDG-Championship in Milwaukee Nov. 1962, Einladungsturnier in Canberra (Australien) 1963, BDG US Open 1963, Fernschachmeisterschaft von Australien 1964/65, BDG CCLA Spezial 1964, BDG Team Tournament in St. Paul/Minnesota (USA) 1965, Red River Valley Open 1966, BDG Challenger's Tournament in Minneapolis/Minnesota (USA) 1966, BDG-Weltfernschachturnier des ICCF 28.05.76 bis 15.03.77.
Unverkennbar die Begeisterung in der neuen Welt für das Blackmar-Diemer-Gambit erscheint in der Herausgabe einer monatlich erscheinenden BDG-Schachzeitung in den 70-er Jahren. Herausgeber der so benannten "opening adventures" war der leider im Jahre 1972 verstorbene Dr. Niklaus Kampars in Milwaukee/Wisconsin mit einer Schar von Mitarbeitern aus mehreren Staaten der USA. Seit 1983 erscheint in den USA auch die neue "BDG World", herausgegeben von Tom Purser mit Charles Szasz, Warner Robins/Georgia, sowie von Volker Drüke in Ludwigshafen seit Sommer 1984 die neue BDG-Revue.

Großmeister Fritz Sämisch schreibt weiter: "Gefährlich aber ist jedes Gambit und wird es bleiben, auch wenn man es 'theoretisch widerlegt hat', weil ja immer noch offen bleibt, ob der Gambitnehmer eine Ahnung davon hat. Für solche Spieler, welche es nicht schätzen, eine schwierige Verteidigung führen zu müssen, was durchaus in Frage kommt, ist die Annahme des Gambits nicht ungefährlich, und wie bei jedem frühzeitigen Materialgewinn macht sich der Übelstand bemerkbar, dem Gegner die bessere Entwicklung und damit Angriffschancen überlassen zu haben. Es ist also noch längst nicht ein wertvoller Bauer, den man mehr hat, sondern erst dann, wenn der Angriff des Gegners sich totgelaufen und erschöpft hat, aber dazu gehört ein langer Atem. Das Blackmar-Diemer-Gambit ist im übrigen nur eine Variante; Schwarz kann es ablehnen und in die französische Partie einlenken."

Hierzu ein Beispiel ( eine Zeitnotkomödie).
Ein großer Sieg mit dem BDG gegen GM Wolfgang Unzicker gelang G. Engler mit Weiß am 31.08.1968 in Wangen im Allgäu.

GM Sämisch schreibt weiter: "Diemer hat übrigens auch als Analytiker des Blackmar- Gambits einen Vorgänger, nämlich Dr. Neustadl, welcher sich in den achtziger Jahren an mehreren Hauptturnieren beteiligte, später Brunnenarzt in Karlsruhe wurde und zwischen 1891 und 1894 im 'Deutschen Wochenschach' Analysen über das Blackmar-Gambit veröffentlichte."


Alfred Freidl


(Orthographie und Grammatik sowie fehlerhafte Partiennotation korrigiert, Stilistik entspricht der Quelle - Anm. d. A.)

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