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Diemer - ein Missionar des künstlerischen Schachs

Die närrische Ecke...

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Emil Joseph Diemer, geboren am 15. Mai 1908 in Radolfzell, erlernt das Schachspiel im Alter von zwölf Jahren. Ab 1934 erhält das Spiel in seinen Augen eine neue Dimension: "Man muß so aktiv wie möglich spielen, und dies sogar mit Schwarz!"
Er verzeichnet seine ersten überzeugenden Erfolge 1935 bis 1936 und 1936 bis 1937. 1956 wird zum Höhepunkt seiner Karriere: Erster in Beverwijk, in Rapperswil, in Kampen usw.
In den sechziger und siebziger Jahren spielt er kaum mehr als zwei, drei Turniere pro Jahr und widmet sich dem Fernschachspiel. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens (er stirbt 1990 mit 82 Jahren) erscheint Diemer noch einige Male in der Öffentlichkeit, das letzte Mal 1984.

Dany Sénéchaud, ein französischer Schachspieler und Bewunderer des Spiels von Diemer, hat auf eigene Kosten (im Eigenverlag) "Emil Diemer (1908-1990) - Missionar des künstlerischen Schachs" als Sammlung eines Amateurs herausgegeben. Der Titel mit 226 Seiten ist beim Autor (D. Sénéchaud, 4, rue des Trois-Rois, 86000 Poitiers) zum Preis von 130,- Frs erhältlich.



E. Diemer - E. Gereben
Zwolle, 1959
Blackmar-Diemer-Gambit

1. d4 d5; 2. e4 dxe4; 3. Sc3 Sf6; 4. f3 ... (dieser Zug lädt Schwarz ein, gegen das Blackmar-Diemer-Gambit zu spielen) 4... exf3; 5. Sxf3 Lg4 (diese Fesselung begründet eine ganz natürliche Spielweise!) 6. h3! ... (sehenswert, wie Diemer als Schwarzer einen anderen Versuch bestraft: 6. Lc4 e6; 7. Le3 Ld6; 8. 0-0 Lh5; 9. d5 Lxh2+!!; 10. Kh1 ((10. Kxh2 Sg4+; 11. Kg1 Sxe3-+)); 10... exd5; 11. De1 0-0; 12. Sxh2 dxc4; 13. Lg5 Sbd7; 14. Dh4 h6; 15. Lxf6 Sxf6; 16. Txf6 Dxf6; 17. Dxh5 Tad8; 18. Tf1 Dg6; 19. Df3 c6; 20. Tf2 Tfe8, und Schwarz setzt sich durch, Sohm - Diemer, Fernpartie 1955) 6... Lxf3; 7. Dxf3 c6; 8. Le3 e6; 9. Ld3 Sbd7; 10. 0-0 ... (10. g4!? Lb4; 11. 0-0 h6; 12. Tae1 ...), 10... Le7; 11. Tf2! ... (Hier gibt Diemer eine hübsche Demonstration der Strategie: der Vorteil, den man anstrebt, verlangt halb geöffnete Reihen!) 11... 0-0; 12. Taf1 Da5 (12... Sb6; 13. Se4 Sbd5; 14. Lg5 Dd7; 15. Sxf6+ Sxf6; 16. Lxf6 Lxf6?; 17. De4! ...) 13. g4 h6? (13... Sd5; 14. De4 g6; 15. Lh6 Sxc3; 16. bxc3 Dxa2; 17. Fxf8 Txf8; 18. h4!? ... und der weiße Angriff geht weiter) 14. h4 c5; 15. g5 hxg5; 16. hxg5 cxd4. 17. Dh3!! ... (Madame Gereben ist in großer Zeitnot, ihr fehlt die Zeit zum Nachdenken, und Diemer wählt mit gutem Grund das Spektakulärste! Dennoch war sicherer 17. Lxd4 Dxg5+; 18. Kh1 Dh4+; 19. Th2 Dxd4; 20. Dh3 Sh5; 21. Lh7+! ((21. Dxh5? f5!)) 21... Kh8; 22. Dxh5 +-) 17... dxe3; 18. Tg2 Tfc8; 19. gxf6 Sxf6? (mit 19... Fxf6! könnte sich Schwarz verteidigen) 20. Dh6! g6; 21. Lxg6! ... (Weiß forciert das Matt nach 21... fxg6; 22. Dxg6+ Kf8; 23.Dg8#) 1-0.


E. Diemer - P. Seewald
Beverwijk, 1961
Blackmar-Diemer-Gambit

1. d4 d5; 2. e4 dxe4; 3. Sc3 Sf6; 4. f3 exf3; 5. Sxf3 g6; 6. Lc4 Lg7; 7. 0-0 ... (7. Se5!? ... Die Frage: Ist die Stellung des Springers in vorderer Position nicht voreilig? Zum Beispiel: 7... 0-0; 8. Lg5 Sbd7; 9. 0-0 c5! Dr. Unruh und M. Klop und Niephaus) 7... 0-0; 8. De1 ... (die Hoff-Weidenhagen-Variante. Diemer startet sehr früh das typische Angriffsmanöver Dd1-e1-h4. Aber er hatte solch' ein Vertrauen in die Entwicklung des Bauern, daß er genausogut die ruhige Abwicklung Lc1-f4 wählen und dann einen regelgerechten Angriff führen konnte. Ein Beispiel: 8. Lf4 c6; 9. Dd2 Sbd7; 10. Tae1 Sb6; 11. Lb3 Sbd5; 12. Lh6 b6; 13. Se5 Lb7; 14. Tf3 Sc7; 15. Th3 Lxh6; 16. Dxh6 Dxd4+; 17. Kh1 Df2; 18. Sd3 Df5; 19. Se4! Sce8; 20. Sg5 Sg7; 21. Tf3 Dg4; 22. Txf6 Dh5; 23. Lxf7+ Kh8; 24. Txg6 +-) 8... c5?! (8... Sc6!?; 9. Dh4 Sg4; 10. Lf4 Lxd4+; 11. Kh1 Lf6; 12. Lg5 Se3; 13. Tad1!! Ld7; 14. Se4 Sf5; 15. Df4 Lxg5 mit unsicherem Spiel, vgl. Diemer - Müller, Biel 1975); 9. dxc5 Sbd7; 10. Le3 Sg4; 11. Td1 Da5; 12. Td5!! Sgf6. (12... Sxe3; 13. Dxe3 e6; 14. Tg5 Lh6; 15. Kh1! ...); 13. Dh4!! ... (Ein sehr gewagtes Opfer, das eine rasche Zerstörung der schwarzen Verteidigung zum Ziel hat!), 13... Sxd5; 14. Sxd5 Sf6; 15. Sxe7+ Kh8; 16. Sg5 Sh5 (17. Txf6 und Matt auf h7); 17. Txf7 Lf5; 18. Ld4! Lf6?? (18... Sf6?? 19. Dxh7+ Sxh7 20. Lxg7#; 18... Lxd4+?? 19.Dxd4+ Sf6 20. Txh7#); 19. Lxf6+? (in Zeitnot verpaßt Diemer 19. Txh7 und matt!), 19... Sxf6; 20. Dxh7+ (Schwarz gibt auf wegen 20... Sxh7; 21. Txh7#); 1-0.


Eric Birmingham


(ins Deutsche übertragen von Herwig Kramolisch)


Richtigstellungen d. A.:

  1. In den sechziger Jahren dürfte Diemer an keinem Turnier teilgenommen haben - nach Studiers Auskunft erlöschte Diemers schachliche Interesse etwa ab 1961, und von 1964 bis etwa 1971 war Diemer im Psychiatrischen Landeskrankenhaus Emmendingen untergebracht.
  2. Diemers letzter öffentlicher Auftritt war 1985, anläßlich des 58. Badischen Schachkongresses in Donaueschingen.


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